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Gedenkminute für verunglückte Arbeitnehmer im Münsterland

Workers’ Memorial Day am 28. April | 18.000 Bau-Unfälle in NRW

workers memorial day
23.04.2020
Presse Archiv

Sturz von der Leiter, Ausrutscher mit der Motorsäge, Hantieren mit Asbest: Wer in
Münster auf dem Bau oder in der Landwirtschaft arbeitet, hat ein besonders hohes
Risiko, im Job einen Unfall zu haben oder krank zu werden. Darauf weist die
Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) zum Internationalen Workers’
Memorial Day am 28. April hin – und ruft Beschäftigte in der Stadt zu einer
Gedenkminute auf. „Ob im Home-Office oder auf der Baustelle: Um 12 Uhr sollte am
Dienstag jeder kurz die Arbeit beiseitelegen und an die Menschen denken, die im
Job tödlich verunglückt oder berufsunfähig geworden sind“, so IG BAU-Bezirkschef
Detlev Hopp.

Die Gewerkschaft fordert zugleich stärkere Anstrengungen beim Arbeitsschutz.
„Jeder Unfall ist einer zu viel. Die Arbeitssicherheit ist keine lästige Pflicht, sondern
ein Muss. Daran darf der Chef keinen Cent sparen“, sagt Hopp. In Zeiten von Corona
sei dies wichtiger denn je. In der Gebäudereinigung müssten Beschäftigte besonders
vor Ansteckungen geschützt werden. Hier seien ausreichend Desinfektionsmittel und
Zeit für das gründliche Reinigen nötig.

„Auf dem Bau haben Arbeitgeber dafür zu sorgen, dass die Abstands- und
Hygieneregeln eingehalten werden. Der Mindestabstand von 1,5 Metern – besser
gleich eine ganze Zollstocklänge von zwei Metern – ist entscheidend“, betont Hopp.
Außerdem müsse es genug Masken und Schutzhandschuhe geben, ebenso wie
Toiletten mit Wasseranschluss zum Händewaschen.

Allerdings gehe auf vielen Baustellen Schnelligkeit allzu oft vor Sicherheit. Nach
Angaben der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (BG Bau) kam es in der
Branche im vergangenen Jahr zu rund 18.000 Arbeitsunfällen in Nordrhein-Westfalen
– 13 davon mit tödlichem Ende.

Schwerpunkt des Workers’ Memorial Day ist in diesem Jahr Asbest. „Ob in der alten
Fassade, im Nachtspeicherofen oder im Schuppendach – Asbest ist oft versteckt.
Gerade bei Sanierungen alter Gebäude kommt der giftige Stoff dann zum Vorschein.
Das ist eine unsichtbare Gefahr für Handwerker“, so Hopp.

Wie bei Corona sei auch beim Thema Asbest das Tragen einer Atemschutzmaske
unabdingbar. Wer den Stoff heute einatme, könne viele Jahre später Lungenkrebs
bekommen, warnt der Gewerkschafter. 1.101 Neuerkrankungen im Zusammenhang
mit Asbest gab es in NRW allein im Jahr 2018. Das geht aus Zahlen der Deutschen
Gesetzlichen Unfallversicherung hervor. Innerhalb von zehn Jahren erkrankten im
Bundesland rund 12.100 Menschen durch den Gefahrstoff.

Der Workers’ Memorial Day fand erstmals 1984 in Kanada statt: Die Gewerkschaft
für Angestellte im öffentlichen Dienst rief damals dazu auf, der im Arbeitsleben
verstorbenen Mitarbeiter zu gedenken. Seit 1989 wird der Gedenktag weltweit
begangen.

Einen Video-Appell zum Workers’ Memorial Day hat die IG BAU online gestellt unter:
https://youtu.be/5wDbHWkjTgY. Auch die Politik ruft zu mehr Anstrengungen beim
Arbeitsschutz auf – Link zum Video: https://youtu.be/8Wzi3iJYGZU