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Mehr Geld für Bauarbeiter im Münsterland

Tarifrunde: Lange Fahrerei zur Baustelle soll bezahlt werden

bauarbeiter
10.03.2020
Presse Archiv

Volle Auftragsbücher, Rekordumsätze, langes Warten auf Handwerker – die Baubranche
boomt: Davon sollen jetzt auch die 17.900 Bauarbeiter im Münsterland profitieren. Für
sie fordert die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) in der anstehenden Tarifrunde ein
Lohn-Plus von 6,8 Prozent – mindestens aber 230 Euro mehr im Monat. Für Azubis soll
es 100 Euro mehr pro Monat geben. Außerdem verlangt die IG BAU, dass lange
Fahrzeiten zur Baustelle bezahlt werden. Die Verhandlungen zwischen Gewerkschaft
und Arbeitgebern beginnen am 19. März in Berlin.

„Maurer, Zimmerleute und Fliesenleger sind extrem gefragt. Gerade im Wohnungsbau
verschärft sich der Mangel an Fachkräften. Aber die bekommt man nur, wenn die Arbeit
auf dem Bau attraktiver wird“, sagt Detlev Hopp, Bezirksvorsitzender der IG BAU
Münster-Rheine. Große Baufirmen, aber auch viele kleine Handwerksbetriebe in der
Region stünden wirtschaftlich so gut da wie seit Jahren nicht mehr. „Wer heute nicht in
bessere Löhne und Arbeitsbedingungen investiert, hat vielleicht morgen keine
Facharbeiter mehr“, betont Hopp.

Ein entscheidender Punkt sei hier die Bezahlung der Pendelei: „Bauarbeiter verbringen
teils mehrere Stunden am Tag im Auto, um zur Baustelle und zurück zu kommen. Das ist
verlorene Lebenszeit. Dabei wechseln die Baustellen ständig. Bauleute können sich –
anders als die meisten Pendler – vorher nicht auf den nächsten Einsatzort einstellen“,
sagt Carsten Burckhardt, der für die IG BAU die Verhandlungen führt. In der Tarifrunde
will die Gewerkschaft deshalb erstmals eine generelle Entschädigung der sogenannten
Wegezeiten durchsetzen.

Die IG BAU Münster-Rheine sieht großes Potential für ein „kräftiges Lohn-Plus“: Nach
Angaben des Statistischen Bundesamts erreichten die Auftragseingänge im
Bauhauptgewerbe im vergangenen Jahr mit 86 Milliarden Euro den höchsten jemals
gemessenen Wert. In einem aktuellen Konjunkturbericht spricht die Bundesbank von
einer „außerordentlich guten Auftragslage“, mit der Bauunternehmen ihre „Margen
beträchtlich ausgeweitet“ hätten. Für das laufende Jahr rechnen Bauindustrie und
-handwerk mit einem Umsatzplus von mindestens fünf Prozent.