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Münster: 1.700 Minijobs im Corona-Jahr verloren gegangen
„450-Euro-Stellen nicht krisenfest“ | IG BAU fordert Reform
In der Gebäudereinigung seien prekäre Arbeitsverhältnisse besonders stark verbreitet
und würden insbesondere für Frauen zum Karriere- und Armutsrisiko. Laut
Arbeitsagentur zählten die Reinigungsfirmen in Münster Ende vergangenen Jahres rund
1.300 Beschäftigte, die einen Minijob als alleiniges Einkommen haben. Das sind
32 Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Branche. Die IG BAU rät
Beschäftigten, die während der Pandemie ihren Minijob verloren haben oder um dessen
Verlust fürchten, Hilfe bei der Gewerkschaft zu suchen.
„Die Politik setzt mit den abgabenfreien Minijobs schon seit Jahren falsche Anreize. Die
Corona-Krise hat klargemacht, dass diese Stellen eine arbeitsmarktpolitische Sackgasse
sind. Es ist höchste Zeit, die Sozialversicherungsfreiheit für 450-Euro-Jobs
abzuschaffen“, so Hopp. Nur wenn für die Beschäftigten künftig Beiträge zur
Arbeitslosen-, Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung gezahlt würden, könnten sie
wirksam geschützt werden.
Es sei zu begrüßen, dass sich auch SPD, Grüne und Linke für eine grundlegende
Reform der Minijobs einsetzten. Die nächste Bundesregierung müsse das Thema
dringend anpacken. Die von der Union geforderte Anhebung der Verdienstgrenze auf
550 Euro sei hingegen der falsche Weg und würde die prekäre Beschäftigung ausbauen,
statt sie einzudämmen, warnt die IG BAU.
Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung sind im Zuge der Corona-Pandemie
bundesweit 870.000 Minijobs verloren gegangen. Die Autoren plädieren dafür, solche
Stellen in die Sozialversicherungspflicht einzubeziehen und gleichzeitig niedrige
Einkommen deutlich geringer zu besteuern. Damit könnten bis zum Jahr 2030 knapp
170.000 zusätzliche Teilzeit-Jobs entstehen.